Gibt es sichere Aktien?
Es gibt in der breiten Bevölkerung die Ansicht, dass Aktien grundsätzlich ein unsicheres Investment sind. Lieber legt die breite Masse der Deutschen ihr Geld anders an. Meistens konservativ in Form von (digitalen) Sparbüchern, Tagesgeldkonten oder ähnlichem. Wenn man Glück hat, findet man noch den einen oder anderen „Konservativen“, der in irgendwelche ETFs investiert. Einer der Gründe für die negative Meinung über Aktien ist immer wieder der „drohende Totalverlust“. Zugegeben: Es gibt keine Aktie, die in irgendeiner Form vor dem Totalverlust oder generell einem hohen Verlust abgesichert ist. Mit Volatilität (Schwankungen) am Markt muss generell immer gerechnet werden. Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass Aktien in ein diversifiziertes Portfolio gehören. Wenn man bisher nicht in Aktien investiert hat und sich nicht auf dem Markt auskennt, ist man sich oft unsicher, in welche Unternehmen man investieren sollte. Um hier die Entscheidungshürde ein wenig einzureißen und um die Auswahl für euch ein wenig leichter zu machen, habe ich ein paar Fragen formuliert, die bei der Wahl hilfreich sein können. Anhand dieser Fragen wird es euch leichter fallen, in Unternehmen zu investieren.
Kurzer Disclaimer: Dies ist keine Anlageberatung. Auch die genannten Unternehmen sind keine Kaufempfehlungen meinerseits.
Wird das Produkt des Unternehmens langfristig nachgefragt?
Das entscheidende Merkmal eines Unternehmens ist das Produkt oder die Dienstleistung. Hier geht es zuallererst darum, dass ihr feststellen solltet, wie der Markt des Unternehmens aussieht und wie die Zukunftsprognosen hier mitspielen. Stell dir salopp die Frage: Werden die Produkte des Unternehmens auch in Zukunft gebraucht? – Ist es beispielsweise sinnvoll, in ein Unternehmen zu investieren, das sich auf die Reparatur von Telegrafenmasten spezialisiert hat? – Wahrscheinlich nicht, da diese Technologie nicht mehr verwendet wird. So oder so ähnlich sollten eure Bewertungen hierzu ausfallen können.
In der Regel ist es einfach Unternehmen zu bewerten, die sich im B2C-Markt bewegen (also Unternehmen, die ihre Produkte an Verbraucher verkaufen). Hier kann man Schlüsse aus seiner eigenen Lebenswelt aufnehmen und so eine erste Einschätzung machen. Werden die Produkte des Unternehmens häufig gekauft? Werden mehr Produkte des Unternehmens im Einzelhandel angeboten? Mussten Läden des Unternehmens in letzter Zeit schließen? – All diese Beobachtungen könnt ihr hier mit aufnehmen. Der nächste wichtige Schritt ist, diese Beobachtungen durch einen Blick in die Geschäftszahlen zu verifizieren (sicherzustellen).
Aber auch andere Entwicklungen sind ausschlaggebend. Wenn du überlegst, Aktien von einem Unternehmen zu kaufen, das sich auf Automobilteile für Hersteller in Deutschland spezialisiert hat, ist viel auch von den Stellungen der Autohersteller in Deutschland abhängig. Sollten diese nicht mehr so viel produzieren oder Probleme haben, kann dies einen direkten Einfluss auf das Zuliefererunternehmen haben. Das ist vor allem davon abhängig, wie tief die Spezialisierung des Zulieferers ist. Sollte dieser neben seinem Spezialprodukt keine anderen Produkte im Portfolio haben, kann man sogar von einer direkten Abhängigkeit ausgehen.
Wie viele Mitbewerber hat das Unternehmen?
Es gibt Unternehmen, die eine riesige Marktmacht haben und andere Unternehmen, die sich mit vielen anderen Unternehmen auf dem Markt duellieren müssen. Wenn sich ein Unternehmen (quasi) als Monopolist auf dem Markt bewegt und die Produkte langfristig nachgefragt werden, ist dies ein gutes Zeichen. Durch diese Stellung ist es dem Unternehmen ein langfristiger Umsatz so gut wie gesichert. Diese Unternehmen sind durch ihre Position nur schwer angreifbar. Microsoft, Apple und Alphabet zum Beispiel tragen im Bereich Entwicklung von Betriebssystemen und anderen Softwareprodukten den Kampf unter sich aus. Computer werden voraussichtlich auch in Zukunft nachgefragt werden, was eine relativ sichere Festigung zur Folge hat. Auch die Barrieren des Markteintritts sind sehr hoch. Das heißt, neue Marktteilnehmer haben es schwer, sich durchzusetzen.
Wenn man allerdings ein Unternehmen beobachtet, das viele Mitbewerber hat, kann dies ein Signal der Vorsicht hervorrufen. Solltest du dich beispielsweise für Sportartikelhersteller interessieren, hast du die Wahl zwischen Nike, Adidas, Puma, Under Armour und unzähligen weiteren. Gefühlt jede Woche kommen mehr Hersteller auf den Markt. Das ist auch kein Wunder, da das Internet und die Möglichkeiten von Onlineshops viele Markteintrittsbarrieren abgerissen haben. Solltet ihr in ein Unternehmen mit vielen Konkurrenten investieren wollen, solltet ihr den Markt auch kennen.
Interessiert ihr euch persönlich für den Markt des Unternehmens?
Wenn ihr Filmfans seid und wisst, welche Filme gut ankommen, dann wisst ihr wahrscheinlich auch, die gut die Stellung der Produktionsfirmen auf dem Markt ist. Das gilt nicht nur für Filme, sondern auch für alle anderen Interessen. Eure persönlichen Interessen und Vorlieben sind unschlagbar bei der Bewertung von interessanten Aktieninvestments. Darum ist meine persönliche Empfehlung, dass ihr diese direkt in eure Entscheidungen einfließen lasst.
Gibt es nun sichere Aktien?
Grundsätzlich sind alle Investments und Geldanlagen mit einem Risiko verbunden. Das gilt auch für die „konservativen“ Anlagen. „Sichere Aktien“ gibt es daher nie. Ihr könnt euch aber bei der Auswahl der Aktien absichern, wenn ihr euch gut über diese informiert. Die oben genannten Fragen zu beantworten ist hierbei der erste Schritt.