Brauchst du das alles? – Einführung in den Minimalismus
Hast du in letzter Zeit mal einen Gegenstand in die Hand genommen und ich gefragt, warum du den überhaupt hast? Vielleicht hast du diesen Gegenstand nur aus einer puren Laune heraus gekauft, dann zweimal benutzt und jetzt liegt er ohne größere Beachtung in deiner Wohnung herum. Schau dich einmal in deinem Zimmer um. Gibt es hier irgendetwas, das du nur selten benutzt? Wahrscheinlich lautet die Antwort „ja“ und wahrscheinlich findest du schnell mehr als nur einen Gegenstand, auf den das zutrifft.
Im Laufe unseres Lebens sammeln sich manche Gegenstände an, die wir nicht unbedingt brauchen. Manchmal sind es Souvenirs, manchmal Dinge, die wir nur einmal brauchen und oft wissen wir selbst nicht, warum wir die haben. Waren es spontane Käufe? Waren es Geschenke? – Wir wissen es nicht mehr. Dass wir diese Dinge haben, ist grundsätzlich nicht verkehrt. Irgendwas werden wir schon mit ihnen verbinden. Ist das auch deine Meinung?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass weniger meistens mehr ist. Nicht selten belasten uns zu viele Dinge in der Umgebung. Warum, kann ich dir leider auch nicht genau sagen. Irgendwie sendet eine zu vollgestellte Wohnung unschöne und wenig motivierende Signale aus. Das kann uns hin und wieder die Motivation rauben.
Warum ist das so?
Dass uns eine vollgestellte Wohnung die Motivation rauben kann, klingt zugegebener Weise etwas kryptisch. Ob das auf jeden zutrifft, kann ich auch nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Allerdings wird dir unabhängig davon aufgefallen sein, dass eine (sachlich) sterile Arbeitsumgebung mehr kreativen Freiraum bietet. Du kannst dir ausmalen, wie du diesen Raum füllen willst oder die Freiheit genießen (okay, das klingt jetzt noch abgehobener). Grundsätzlich hast du den Freiraum zum Laufen in deiner Wohnung. Sehr deutlich wird das, wenn man überspitzt die Wohnung eines Minimalisten mit der Wohnung eines Messies vergleicht. Der Messie hat seine Wohnung mit irgendwelchen Gegenständen vollgestellt. Er kann nicht nach links oder rechts ausweichen, sondern läuft immer in seinen sich selbst definierten Bahnen und Wegen durch die eigenen vier Wände. Wenn er einen Schritt zur Seite macht, tritt er wahrscheinlich auf irgendetwas drauf. Ein Minimalist auf der anderen Seite hat dieses Problem nicht. Im Gegenteil: Da Minimalisten weniger Gegenstände haben, brauchen sie weniger Schränke und Stauraum. Wenn man weniger Gegenstände und auch Schränke hat, kommt einem auch seine 30m² Wohnung plötzlich riesig vor. Diesen Platz kann man für verschiedene Tätigkeiten nutzen (Tanzen, Workouts, Meditation… meinetwegen auch Ringkämpfe mit dem Partner (sowas soll ja Spaß machen)).
Weitere Vorteile von weniger Zeug
Wenn man sich das Grundkonzept des Minimalismus aneignet, trifft man auf weitere Vorteile. Diese möchte ich dir hier kurz aufzählen:
Du sparst Geld: Wer wenig braucht, kauft weniger. So simpel ist das. Gerade durch das Kaufverhalten zeigt sich der Minimalist. Minimalisten kaufen selten etwas reflexartig. Bevor sie eine Kaufentscheidung treffen, gehen manchmal mehrere Tage, Wochen oder Monate ins Land. Ein Minimalist prüft ausführlich, ob der Gegenstand der Begierde auch das Leben bereichert. Oft kommen sie dann zu dem Entschluss, dass dies nicht so ist und kaufen einen unnötigen Gegenstand gar nicht erst.
Dir fällt das Umziehen leichter: Wer weniger hat, braucht beim Umziehen auch keine großen Umzugswägen. Die nötigsten Möbel wie Kleiderschrank, Schreibtisch und Bett passen je nach Größe in einen einzigen Transporter. Das spart Zeit beim Umziehen und vor allem erneut Geld.
Du bist weniger an einen Ort gebunden: Dies geht einher mit den Vorteilen beim Umziehen. Du fühlst dich weniger an einen Ort festgeklebt, wenn du weißt, dass du theoretisch schneller umziehen kannst. Zudem wird dir auch bewusst, dass du weniger in deinem Leben brauchst. Das erleichtert dir das Gepäck beim Reisen. Statt einen großen Koffer mitzuschleppen, reicht dir auf einmal auch ein Rucksack. Das wiederum erleichtert dir die Reiseplanung und einige Nerven am Flughafen.
Ich selbst reise tatsächlich fast nur noch mit Handgepäck.
Leichter Einstieg in den Minimalismus
Es geht mir hierbei nicht darum, dich von einem minimalistischen Lebensstil zu überzeugen. Wenn dich das grundlegende Konzept überzeugt, wirst du deinen Weg gehen und die Konzepte anwenden. Ich selbst sehe mich auch noch nicht als Minimalist. Doch darum geht es mir auch noch nicht. Es geht mir viel mehr um das Bewusstsein, dass man mit weniger glücklicher sein kann.
Wenn du in das Konzept einsteigen willst, gibt es zwei Schritte für den Start:
- Mache dir bewusst, was du wirklich brauchst. Schau dir deine Sachen an und überlege dir, welchen deiner Gegenstände du schon länger nicht mehr genutzt hast. Brauchst du diesen Gegenstand wirklich? – Wenn nicht, kannst du den ersten Schritt machen und ihn verkaufen oder wegwerfen. Hin und wieder macht das Aufräumen in dieser Richtung sogar Spaß.
- Mache dir bei Kaufentscheidungen die Hürde nicht so leicht. Versuche Reflexkäufe zu meiden und hinterfrage dich bei jedem Gegenstand, an dem du Interesse hast, ob du diesen auch tatsächlich brauchst. Dir wird auffallen, dass du nicht alles immer kaufen musst. Es kann auch erfüllend sein, wenn man weiß, dass man sich durch sein Bewusstsein gerade Geld gespart hat.